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Dem Friseur ist nichts zu schwör

Männer machen sich nichts aus ausgedehnten Einkaufsbummeln, romantischen Sonnenuntergängen und schon gar nichts aus dem allmonatlichem Besuch beim Friseur. So auch ich!
Früher – und ich meine ganz früher, als Kind – wusste ich, dass es Zeit war sich die Haare schneiden zu lassen, wenn meine Mutter es mir mit aller Strenge auftrug. Es half kein Betteln und Flehen, die Mähne gehörte gekürzt. Erst mit ca. 15 Jahren, die Pubertät verlieh mir übermenschliche Kräfte, gelang es mir nach und nach, mein Haupthaar zu emanzipieren. Ließ ich mich auch anfangs durch Sätze wie „Lass Dir doch wenigstens die Spitzen schneiden, Junge!“ zu einem Friseurbesuch überreden, verringerten sich die Zeitintervalle zunehmend, bis ich mit 17 für lange Zeit einen großen Bogen um jeden machte, der das Handwerk des Haarbändigens erlernt hatte. Für meine Eltern war es ein Akt der Rebellion, für mich ein Tribut an meine damaligen Helden: Kurt Cobain, Jim Morrison oder Che Guevara (okay, Rebellion war auch im Spiel). Der als lästig empfundene Gang zum Coiffeur war jedoch lange Zeit passé.
Der erste Friseurbesuch nach langer Abstinenz folgte im Alter von Zwanzig: meine erste Liebe hatte mich nach drei Jahren Beziehung verlassen, und ich wollte – nein – musste mich in irgendeiner Form ändern. Meine Frisur war niemals das, was man als Kurzhaarschnitt bezeichnen könnte, doch suchte ich fortan etwa alle drei Monate einen Barbier auf, stets mit der Anweisung: „Schneiden Sie so, dass die Ohren zur Hälfte bedeckt bleiben!“. In dieser Zeit hatte ich auch keine große Abneigung gegen Haarstylisten, ich fühlte mich jedes Mal wie ein neuer Mensch! Die Frequenz meiner Besuche fiel drei- bis sechsmonatig aus, weil das Geld knapp und Haarschnitte teuer waren.
Heute befinde ich mich wieder in einer Phase, in der es mir vor dem Tage graut, an dem ich um eine neue Frisur nicht umhin komme. Heute ist diese Angst jedoch nicht, wie es bei mir als Kind war, schwammig bis undefiniert, einfach eine lästige Unterbrechung der Tätigkeiten, die Kinder so tun. Nein, heutzutage weiß ich, was mich am Friseur stört: Friseure werden in ihrer Ausbildung anscheinend zu wenig im psychologisch angemessenem Umgang mit dem Kunden geschult. Friseure sind unsensibel!
Mit meinen 27 Jahren entwickeln sich so langsam Geheimratsecken! Mein stets länger getragenes Haupthaar hat inzwischen die Funktion, diese zu verdecken. Dem Friseur kann man allerdings nichts vormachen. Ein Blick, einmal an den dünnen Ansätzen des Ponys gezupft, ein verzweifelter Blick gepaart mit Schulterzucken zu mir... Friseure finden einfach keine angemessenen Worte! Statt vorzuschlagen, was machbar ist, wie das offenkundige Problem anzugehen ist oder überhaupt mit mir zu reden, verlassen sich die Friseure auf die allseits bekannte Frage: „Wie hätten Sie´s denn gerne?“. Ich sag´s ihm/ihr, sie fängt an zu schnippeln und kommt beim Pony in betretenes Stocken. „Und jetzt?“ steht ihm/ihr förmlich auf die Stirn geschrieben... Aaargh! Ich sag meinem Hausarzt doch auch nicht, was er mir verschreiben soll!
Heute steht wieder ein Friseurbesuch ins Haus, und die mentale Vorbereitung darauf ist schon in vollem Gange. Am besten mit einem Witz auf das Problem aufmerksam machen, die Situation auflockern und den Haarbändiger ja nicht stressen. Umgekehrtes „Der Kunde ist König“ sozusagen. Wenn der Friseur gut drauf ist, bin ich es hinterher vielleicht auch.
 
 [Same shit, different day...]    Link  (1 Kommentar)   Ihr Kommentar    


ein trinker  
Dasselbe Problem, gepaart mit extrem dünnem Haar. Meine Waffe: "Schneid mir doch 'nen Iro!" Hat geholfen, das Mädel wurde immer kreativer, nur um keinen Iro zu schneiden.
Bei den Mädels, wo ich heutzutage hingehe, trau ich mich das nicht - die sind skrupellos genug und tun's...







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