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Suchtfaktor Fußball

Unlängst nach der EM will das Fußballfieber bei mir nicht abflauen. Merkwürdig, denn bis vor einem Jahr konnte mich die Bundesliga nicht reizen. Als Jugendlicher spielte ich zwar mehrere Jahre im lokalen Verein, doch den TV-Übertragungen konnte ich nichts abgewinnen - Welt- und Europameisterschaften bildeten die große Ausnahme. Alles zu Papas großer Enttäuschung - welcher fußballbegeisterte Vater wünscht sich keinen Sohn, mit dem er seine Leidenschaft teilen kann! Dennoch sind mir die Gründe für mein neues Interesse nicht unbekannt...
Es begann vor einem Jahr in Frankfurt, als eine Freundin meiner damals noch frischen Liebe im Wettbüro 2 Euro auf die Tendenz mehrerer Begegnungen eines Spieltages gesetzt hatte und ein unglaublicher Gewinn nur an einem Elfmeter scheiterte. "Pech gehabt, aber so schwer kann das dann ja wohl nicht sein", dachten wir uns. Also am nächsten Spieltag ab ins Wettbüro, zwei Euro gesetzt und in die Kneipe, Konferenz gucken. "Unglaublich. Die Bundesliga macht ja richtig Laune." - ich war fasziniert und angefixt.
Was anfänglich nur am Wochenende konsumiert wurde, fand bald Einzug in den Alltag. Allerdings nicht ganz ohne Hilfsmittel: zu den allsamstäglichen 2-Euro-Wetten im Wettbüro gesellte sich erst eine Comuniorunde und dann eine private Tippkickrunde. Sportnachrichten - ehemals links liegen gelassen - werden nun regelrecht studiert. Championsleague und UEFA-Cup sind die Rettung zwischen zwei Spieltagen. Ich bin regelrecht in die Suchtschleife geraten.
So liegt bei jedem Spiel immer was an, alles hat seine guten und schlechten Seiten. Ein Beispiel: gewinnt "mein" Verein, Werder Bremen, ist das ideell betrachtet eine gute Sache. Verlieren sie, kann sich das positiv auf mein Comunio-Team auswirken und wiederrum schlecht auf Kicktipp, während ich auf der anderen Seite eine Wette auf Unentschieden abgeschlossen habe.
So heben sich letztendlich alle Abhängigkeiten wieder auf, und ich kann mich hemmungslos über Bremens Sieg freuen. Würde man also die Hilfsstellung aus Wetten, Tippen und Managen wegnehmen, bliebe trotz alledem die Sucht, das Fieber oder wie auch immer. Ich häng mitten drin und bin vom aktiven Spieler, zum aktiven Konsumenten geworden. Papa wird sich freuen...
 
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