Endlich wieder Raucher! Mittwoch, 3. Oktober 2007, 01:12
Ich bin jetzt seid ca. 12 Jahren (überzeugter) Raucher, d.h. Ich rauche, ohne mir die Konsequenzen des Rauchens für die Gesundheit, den Geldbeutel oder die Wirkung auf Nichtraucher ständig vor Augen zu führen. Eigentlich kann man sagen, es ist mir egal, wie schädlich es ist, was andere drüber denken und koste es was es wolle. Trotzdem kam es schon dreimal in meiner 12jährigen Karriere vor, dass ich jenen magischen Satz - „Jetzt ist endgültig Schluss!“ - von mir gab. Drei Versuche, drei Grundmotive, dreimaliges Scheitern... Mein erste Mal war in jeder Weise genauso kurz wie simpel (wie erste Male halt so sind ;-)). Ich war neugierig auf das Nichtrauchen und wollte einfach mal schauen, wie weit ich komme. Da ich schon immer ein sehr schmales Hemd gewesen bin, erhoffte ich mir dadurch vor allen anderen Dingen, endlich mal ein wenig Fleisch auf die Rippen zu bekommen. Dieses erste „Experiment“ dauerte gerade mal drei Tage. Mehr kann man dazu nicht schreiben. Der zweite Anlauf ereignete sich ein halbes Jahr später und war von langer Hand geplant. Die gute alte Sylvestermethode. Gute Vorsätze hat man haufenweise, leider bleiben die guten Taten oft aus. Diese gute Tat währte immerhin so lange, dass sie bis heute meinen persönlichen Rekord bedeutet. Siebzehn ganze Tage lang machte ich einen großen Bogen um Zigaretten und Veranstaltungen, die ich mir qualmfrei nicht vorstellen konnte. Als ich endlich wieder eine Party besucht hatte, wurde ich nach dem dritten Bier schwach. Bier, Kaffee, Essen... alles schmeckt einem nicht mehr bzw. lässt sich nicht mehr auf die Art genießen, wie man es als Marlboro-Mann noch gewohnt war. Und überhaupt fiel einem plötzlich auf, wie es da draußen riecht: die meisten Städte stinken, meine lieben Leser! Ich weiß nicht, wie ihr Nichtraucher das aushaltet! Jedenfalls war der als positive Effekt verschrieene Punkt, der Geruchs- und Geschmackssinn erführen nach der letzten Zigarette eine Renaissance, ausschlaggebend für meine Rückkehr zum blauen Dunst. Der letzte Versuch war nicht nur der kürzeste, sondern auch der intensivste. Man darf sich streiten, ihn überhaupt als wirklichen Versuch zuzulassen. Vor ungefähr einem Jahr passierte es, dass der Onkel eines Mitbewohners – jahrelanger Kettenraucher – das zeitliche segnete. Wenn ich mich recht erinnere, war er noch ziemlich jung (50 oder so). Als mein Zimmernachbar von der Beerdigung zurück war, drückte er mir mit den Worten „Hier! Hab ich in seiner [also in der des Onkels] Wohnung gefunden. Ist mir aber viel zu stark.“ einen angebrochenen (!) Beutel schwarzen Zwareshag-Tabak in die Hand. Ich fragte nicht weiter nach – vielleicht aus Gründen der Pietät, ich weiß es nicht mehr – nahm den Beutel an mich und verdrückte mich in mein Zimmer. Einen halben Tag lang (ich sagte bereits: der kürzeste Versuch) stellte ich mir vor, wie besagter Onkel eine Zigarette aus diesem Beutel drehte, seine letzte Kippe rauchte und – wahrscheinlich eben diesen Beutel Tabak immer noch in der Hand - auch seinen letzten Atemzug. Ich war sehr sehr beunruhigt. Als ich diese Vorstellung, den Tabak eines Toten zu rauchen, nicht mehr aushielt, bat ich schließlich doch meinen Mitbewohner um Aufklärung. „Ach so... Nee... Der war schon noch zu. Ich hab mir da zwei von gedreht, aber wie gesagt... Ist mir einfach zu stark.“ Ich war so erleichtert, lachte kurz über meine Hirnbgespinste und rauchte fröhlich bis zum heutigen und vermutlich auch in zukünftigen Tagen weiter. Dieser ganze Schrieb um gescheiterte Nichtraucherwerdung soll mich nun keinesfalls als willensschwaches Etwas darstellen. Vielmehr möchte ich betonen, dass ich es wenigstens versucht habe, mich von meinem Laster zu befreien. Viele Leute sagten mir bereits, sie könnten sich mich ohne Kippe nicht vorstellen. Eine Art Markenzeichen, wenn man will. Bis jetzt fehlt mir einfach nur der entscheidende Grund, von den Sargnägeln zu lassen. Wenn sich bald karrieretechnisch nichts bei mir tut, wird es wohl die Kostenfrage sein, denn das Rauchen wird mehr und mehr zum Luxus. Oder ich werde dann zu einem besonders interessanten Fall eines Beschaffungskriminellen. Wer weiß?
Macht mir Spaß deinen Aufsatz hier zu lesen, denn er erinnert mich an mich vor ungefähr 6 Jahren: so un die 30 Zigaretten am Tag, total abgemagert, ständig Geld zählend, um mir meine Krebsstäbchen zu kaufen. Rückblickend frage ich mich: warum das Ganze? Deine Kleider stinken, du hast nie Geld, deine Zähne und Fingernägel ekelhaft gelb, absolut schlechte Kondition, Stiche in der Brust, Husten... Doch das Schlimmste ist der Mundgeruch, der einem einfach den Verstand raubt. Denn ob du es willst oder nicht: wenn du rauchst, dann stinkst du aus dem Mund. Und der Gestank ist ein Zeichen innerer Verwesung, die du dir durch das Rauchen zufügst, und deine Mitmenschen ertragen müssen... Doch das alles war für mich nicht Grund genug um aufzuhören. Nicht mal die Tatsache, dass der Tabak jährlich mehr Menschen umbringt, als der Straßenverkehr, hatte mich davon abgehalten, weiter zu rauchen. Und jetzt lese ich, was du schreibst, und versuche mich zu erinnern, warum ich das Rauchen aufgegeben habe. Und ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur eins, jetzt, wo ich aufgehört habe, habe ich einfach keine Lust wieder anzufangen.
Ich rauche seit 2 Jahren nicht mehr. Die Lebensqualität ist um vielfaches gestiegen - das kann man nicht schildern, das muss man auf eigene Haut erleben.
Muss es denn immer einen Grund geben um aufzuhören? Es genügt schon, wenn man sagt - ich mag nicht mehr! Es reicht! Und eines noch: Es spielt sich alles im Kopf ab - es muss klick machen. >> Kommentieren Hm. Ich habe 19 Jahre geraucht. Im Nachhinein denke ich dies: ich habe mir die besten und vitalsten Jahre meines Lebens ziemlich versaut mit einer Droge, die nicht einmal einen nachvollziehbaren Zusatznutzen hat, also mir keine Höhenflüge oder tolle Filme oder sonstirgendwas geschenkt hat, sondern einfach nur gewöhnlich bis ordinär war und mich dennoch jede Menge (freiwilliges?) Geld gekostet hat. (Den üblen Mundgulli habe ich übrigens erst hinterher kennengelernt.) Ich will hier nicht dozieren darüber, daß das Aufhören die bessere Alternative ist, denn ich bin selbst nahezu unbelehrbar gewesen und habe vom ersten Gedankenansatz bis zum Aufhören alleine 5 Jahre gebraucht. Heute bereue ich, wünsche mir gar, ich hätte nie... So kann es gehen.
genau so ist es! kann jedes wort bestätigen. ich habe 26 jahre geraucht - wie ein idiot.
>> Kommentieren Oh mann. Ich wollte hier keine Nichtraucherlobby schaffen, aber ich nehm´s mir mal zu Herzen: Rauchen ist doof! Hab´s verstanden ;-) Zufällig hab ich heute mal wieder den wundervollen Film "Thank you for Smoking" gesehen. Passt ja gerade irgendwie zum Thema. Unbedingt ansehen... >> Kommentieren Ich bin vermutlich noch nicht ganz so im Alter vorangeschritten wie die meisten von euch, die ihr hier eure Kommentare abgegeben habt, doch möchte ich auch noch eben meinen Senf hinzufügen. Ich habe in meinem Leben dreimal an einer Zigarette gezogen. Beim ersten Mal muss ich so um die 14 gewesen sein, das zweite Mal um die 16 und das dritte Mal war ich 20. Die ersten beiden Male habe ich es einfach nur ausprobieren wollen, wie es so ist (und es war irgendwie völlig kacke, keine Ahnung, was so viele daran toll finden). Das dritte Mal war auf einer Party, ich war angetrunken und ich habe es einem Mädel zuliebe getan, das mich warum auch immer toll fand. Schon davor und auch seitdem halte ich mich vom Qualm fern, denn er stinkt widerlich, nimmt einem den Atem und die Klamotten miefen selbst nach Rauch, wenn man nur bei einer Fete zu Besuch war. Ich mache viel Sport und ich kenne kaum einen Sportler, der (viel) raucht. Aus gutem Grund, wie vor mir schon jemand angesprochen hat. Am schlimmsten finde ich aber wirklich die Rücksichtslosigkeit mancher Raucher. In U-Bahnhöfen hängen nicht umsonst überall Rauchverbotschilder, in Restaurants möchte man sein Essen genießen (!) und auch wenn man Räucherfisch bestellt hat, heißt das nicht, dass man im Dunst und kaum Luft bekommend die Mahlzeit so schnell wie möglich herunterschlingen wollen muss, nur um schnell wieder atmen zu können. Und warum man so "cool" sein und als Jugendlicher sich seine Kippe sogar im Bus anstecken muss, entzieht sich absolut meinem Verständnis. Ich bin absoluter Nichtraucher, nicht einmal Gelegenheitsraucher und ich halte allen Rauchern bewusst und eindringlich vor, rücksichtslos und unverantwortlich mit seinen Mitmenschen umzugehen, wenn sie in umittelbarer Gegenwart von Personen rauchen, die sich entschieden haben, gesund zu leben, und diese nun zum Passivrauchen zwingen. Niemand hat das Recht, willkürlich seine Mitmenschen zu schädigen, warum dürfen es dann die Raucher?
Ich sehe es ja ein, dass Nichtraucher geschützt werden müssen! Wirklich! Im Restaurant finde ich es z.B. auch total kacke, wenn sich jemand am Nachbartisch eine Kippe anzündet, während ich esse.
Trotzdem, auch wenn es sich blöd anhört und schonmal als Werbeslogan verwendet wurde, rauche ich gern. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Ich konnte noch keinen Grund finden, davon abzulassen.... >> Kommentieren |
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