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Alltäglicher Wahnsinn

Die Vorteile, die man dadurch hat, einen Supermarkt als direkten Nachbarn zu haben, sind evident. Einkaufen setzt kein Studium von Busfahrplänen oder weitere logistische Fähigkeiten voraus, man braucht was, also geht man schnell rüber - pragmatischer geht´s nicht! Wir haben, obwohl wir zu fünft wohnen, nur einen kleinen Kühlschrank; das spart Platz und Energiekosten. Wer braucht schon einen größeren Kühlschrank, wenn er jederzeit auf den größten Kühlschrank der Nachbarschaft zugreifen kann?
Mit den Supermarktangestellten ist man mittlerweile per Du, man vertraut einander. Wie könnte das auch anders sein, wenn man z. T. dreimal am Tag in der Schlange steht? Die Kassierer fragen schon lange nicht mehr, ob man was vergessen, wo man sich doch erst vor einer Stunde noch gesehen hat. Man hat vertrauen gefasst; man stellt ein Bier auf das Laufband, sagt kurz vor dem einscannen der Flasche die Zahl Bier an, die sich noch im Jutebeutel befinden und es wird nicht mal mehr kontrolliert - diese Vertrauen habe ich auch noch nie missbraucht. Wir sind Stammkunden mit einem gewissen Status und zwischen uns und den Mitarbeitern hat sich eine metakapitalistische Ethik entwickelt in gewissem Sinne (wenn man das so sagen kann).
Die Nachteile dieses ständigen Konsums bleiben langfristig natürlich nicht unbemerkt. Den Anlass zu diesem Artikel gab, dass ich mit Erschrecken feststellen musste, dass ich "Eine neue Liebe ist wie ein Neues Leben" vor mich hin summte - die Einkaufmusik ist unterirdisch, implantiert einem aber trotzdem Ohrwürmer. Grausam. Vor allen Dingen, wenn man in Gesellschaft unbewusst Wolfgang-Petry-Songs vor sich hin summt und erst darauf aufmerksam wird, wenn man von seinem Umfeld skeptisch beäugt wird. Das Geld sitzt natürlich trotz chronischem Mangel locker. Den Tricks der Einkaufspsychologie kann man sich vielleicht einmal die Woche entziehen, nicht aber dreimal am Tag.
Inzwischen überlege ich, ob ich mich nicht zum Vorratseinkäufer umerziehen soll. Die Gründe liegen halb bei der täglichen Gehirnwäsche und halb beim Finanziellen. Genauso, wie der Zeitpunkt gekommen ist, sich vom Elternhaus zu verabschieden, kommt auch der Zeitpunkt, sich von seiner Konsumfamilie zu lösen. Doch genau wie das Vertrauen zu Mami und Papi wird auch immer das Vertrauen zur Fleischfachverkäuferin bleiben - gerade in Zeiten von Maul- und Klauenseuche, Rinderwahnsinn, H5N1 und Schweinepest. Wenn ich schon Gammelfleisch kaufe, dann doch wenigstens von jemandem, der mich dabei anlächelt und den ich duzen darf.
 
 [Same shit, different day...]    Link  (4 Kommentare)   Ihr Kommentar    

Der Song ist nicht von Wolfgang Petry sondern von Jürgen Marcus. Tut mir leid, aber als Kind vom Dorfe musste ich da einschreiten ;-)
Richte dem Herrn Marcus bitte mein tiefstes Mitgefühl aus ;-)
Hehe..wir sollten mal zusammen Saufen ;-)
Gerne. Trinkfestigkeit kann man Dir bei Deiner Herkunft ja wohl zuschreiben :-)






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