Neudefinition der Arbeit Donnerstag, 26. Juni 2008, 17:55
Gestern war ein toller Tag! Deutschland gewinnt, kommt ins Finale, Hurra! Gestern war auch ein Scheißtag! Neuen Arbeitsvertrag unterschrieben, nach dem ich ab Mitte Juli bei gleicher Arbeit einen Euro weniger die Stunde bekomme, verflucht! Da wir alle befristete Verträge haben, knüpfen diese neuen Konditionen erst an die Vertragsverlängerung an. Das hat zur Folge, dass nicht alle gleichzeitig weniger verdienen, sondern alle einzelnd nach und nach. Die Lohnkürzung tauchte erstmalig bei Vertragsverlängerungen im Oktober auf. Schon damals war es befremdend, dass ich als Neuling mehr verdient habe, als alte Hasen mit neuem Vertrag: die arbeiteten erheblich schneller, kompetenter und umfassender als ich, bekamen aber weniger. Nun ist dieser Kelch gestern auch an mir vorüber gegangen. Natürlich habe ich unterschrieben. Ich habe sowieso vor, in einem halben Jahr Stadt und Job zu verlassen, um mich neu zu orientieren, aber bis dahin wird mir noch eine Menge Zeit gestohlen. Ärgerlich! Ich habe danach erstmal einen Kollegen gefragt, was er von der ganzen Sache hält, und er meinte nur achselzuckend: "Kann man nix dran machen." Falsch! Man hätte bestimmt was machen können! Angefangen bspw. damit, dass man sich um einen Betriebsrat bemüht, der bei der Größe der Belegschaft eh erforderlich wäre. Man hätte sich schon im Oktober mit den zuerst betroffenen Kollegen solidarisieren und mit Streik drohen können. Aber der Arbeitsmarkt ist nunmal auch kein Spiel der Konjunktive... Jetzt, heute, ist es zu spät! Das hat man nun von der ganzen Individualität. Man ist nur um sich bemüht und die Solidarität bleibt auf der Strecke. Warum engagiert sozial sein, wo alles Soziale doch institutionalisiert ist? Bin ich krank, zahlt (vielleicht) die Krankenkasse, hab ich keine Arbeit, renn ich durch die Ämter. Überall Verbote, nirgendwo Verantwortung und am Ende ist jeder für sich allein. Und wir Idioten wundern uns dann auch noch, wenn man uns eben wie Idioten behandelt. Selber Schuld! Am Ende bleibt bei mir die Frage, wie ich nun mit der durch meinen Arbeitgeber indirekt festgelegten Neubewertung meiner Arbeitsleistung umgehe? Wenn die mir sagen können, dass der Wert meiner Leistung gesunken ist, kann ich doch auch sagen, dass ich meine Leistung dem neuen Wert anpasse! Ich werd keinen Finger mehr krumm machen, der über meinen Aufgabenbereich hinausgeht. Wenn die sich durch solche Aktionen Profitsteigerung erhoffen, dann leiste ich wenigstens meinen Teil dazu, dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung zu machen. In diesem Sinne: Jeder Arbeitsunfall ist ein unbewußter Sabotageakt!
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