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Wenn ich nicht nach Irland komme...

...dann kommt Irland eben zu mir. Innerhalb einer Woche hatte ich jetzt zwei Begegnungen der irischen Art: eine offiziell-festliche, in Form einer deutsch-irischen Hochzeit und eine legere, als ich einen irischen Anhalter zwischen Dortmund und Münster aufgegriffen habe.
Da ich die letzten Tage nun in zwei so unterschiedlichen Weisen mit Irland konfrontiert wurde und im Zuge dessen viel über deutsch-irische Unterschiede geredet habe, musste ich feststellen, dass ich noch nicht mal irgendwelche irischen Klischees kannte. Alles, was ich bis dato über Irland wusste, war, dass es dort zwei Städte namens Dublin und Belfast gibt, irgendwas zwischen Nordirland und dem Süden los war und das Irland die "grüne Insel" genannt wurde. Kurz vor der besagten Hochzeit berichtete man mir noch von der irischen Trinkfestigkeit, womit ich einen stereotypen Ansatz für meine Vorstellung von den Iren hatte. Zwischen diesem Nicht-wissen tummelten sich Bilder aus Markenbutterwerbungen und Schlagworte, wie IRA, House of Pain und Guiness. Alles sehr mager...
Den ersten Eindruck sammelte ich nun, wie gesagt, auf der Hochzeit. Eine Freundin von mir hatte ihren langjährigen irischen Freund geehelicht, und seine gesamte Familie war bei den Feierlichkeiten auf dem kleinen niedersächsischen Elternhof dabei. Ich wurde Zeuge eines partywütigen Volkes von Kleinwüchsigen, die wussten, wie man richtig gut feiert. Als sie ihre Gitarren rausholten, war ich kurz erschrocken, denn ich hasse diese stimmungskillenden, Cumbaya-singenden Möchtegernhippies, aber meine Sorge blieb unbegründet: sehr schnell bildete sich ein Pulk um den Spielenden, es wurde gesungen und getanzt. Eine Bombenstimmung, die erst dadurch gestoppt wurde, als alle zum Brauttanz wieder reingerufen wurden und deren Fortsetzung dadurch verhindert wurde, dass ein DJ unglaublich schlechte Musik auflegte. Die irischen Gäste waren nicht mehr von der Tanzfläche wegzubewegen, solange Abba oder sonstige 70er Jahre Fetenhitskracher liefen. Als ich den gewissen Alkoholpegel hatte, der bewirkt, dass mein Englisch tasächlich verhandlungsreif wird, konnte ich in diversen Gesprächen noch viele weiter Eindrücke sammeln: bspw., dass „Deine Mutter...“-Witze sind auch in Irland sehr populär sind.
Halten wir also fest: Iren können gut feiern, Gitarre spielen, singen und tanzen, haben – wenn auch gewöhnungsbedürftigen - Humor, sind trinkfest und lieben schlechte Musik. Die richtige Mischung für einen tollen Abend!
Als ich gestern von Wuppertal zurück nach Osnabrück fuhr – ich war als Umzugshelfer unterwegs – griff ich auf einer Raststätte einen jungen Iren auf, der gerade aus Zürich kam und – aus welchen Gründen auch immer – nach Utrecht wollte. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er schon seit zwei Stunden vergeblich versucht hatte, mitgenommen zu werden und seine Reise am liebsten per Zug fortsetzen wollte. Also nahm ich ihn mit nach Osnabrück. Unterwegs erzählte ich ihm von der irischen Hochzeit, worauf er nur fragte: „Gab es irgendwelche Verletzte?“. Nachdem ich verneinte, meinte er: „Dann war es auch keine irische Hochzeit!“. Soweit so gut. Als wir uns über die Herkunft der Familie des Bräutigams zu unterhalten begannen, fing er sofort an, über die Menschen aus jenem Teil Irlands herzuziehen und mir zu erklären, warum das alles Idioten seien.
An der Tankstelle in Osnabrück kaufte er uns als Dank jedem eine Dose Bier, die wir tranken, als wir den Mietwagen auf den Parkplatz des Autoverleihs abgestellt hatten. Mit der Dose Bier in der Hand gingen wir zum Büro des Vermieters und da fing er an, mir richtig lästig zu werden. Dass es nicht so klug war, mit einem Bier in der Hand einen Mietwagenschlüssel abzugeben, merkte ich noch selbst, als ich das Büro betrat. Richtig peinlich wurde es, als mein irischer Anhalter, der mir folgte, im Büro Sachen sagte, wie: „Wie willst Du den Leuten erklären, dass Du den Baum gerammt hast?“, „Bei uns in Irland darf man ein Auto nur ausleihen, wenn man auch einen Führerschein hat! Deutschland ist toll!“ oder „Ich find´s gut, dass man bei euch fahren UND trinken darf!“. Zu meinem Glück verstand der Autoverleih-Angestellte anscheinend kein Englisch und so bin ich nochmal davon gekommen. Ich gab eine Ausrede vor, um den irischen Witzbold loszuwerden und ging nach Hause.
Halten wir also zum Zweiten fest: Iren haben einen Scheiss-Humor, der dadurch bedingt ist, dass sie offensichtlich keinen Alkohol vertragen. Auf irischen Hochzeiten gibt es in der Regel Schlägereien und regional bedingt sind alle Iren Idioten. Man könnte in diesem Text fast das Wort „Irland“ durch „Deutschland“ ersetzen...
 
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